Mittwoch, 16. Dezember 2015

Friedrichs Rationalstaat Preußen

Friedrichs Rationalstaat und Raubstaat und Preußens Flüchtlingspolitik

Friedrichs Raubzug

Heute, exakt vor 275 Jahren am 16.12.1740, überfiel Friedrich der Große das Habsburgische Schlesien und brachte damit eine ganze Serie von Kriegen gegen Kaiserin Maria Theresia in Gang, die später als kriegerischer Höhepunkt in den blutigen Siebenjährigen Krieg münden sollte. Völlig unerwartet marschierte er mit seiner Armee inmitten eines beginnenden Winters in Schlesien ein und überraschte damit ganz Europa, waren doch damals eher Sommerfeldzüge üblich.

Friedrich der Große vor Schweidnitz
Bildquelle: WIKIPEDIA
Er begründete seine Ansprüche mit der Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537, wonach die schlesischen Fürstentümer Liegnitz, Wohlau und Brieg nach dem Aussterben der schlesischen Piasten an Brandenburg fallen sollten. Die Rechtmäßigkeit der Erbverbrüderung wurde jedoch bereits 1546 aufgehoben. Dieses Argument war also ein sehr an den Haaren herbeigezogener Vorwand, um so einen tolldreisten Raubzug zu rechtfertigen.

Der Rationalstaat

Preußen war damals für ein Königreich ein winziges und territorial zerissenes Land. Es hatte auch keinen Volksstamm wie etwa Bayern oder Sachsen, sondern war statt einem Nationalstaat ein "Rationalstaat" wie es Sebastian Haffner in seinem Buch "Historische Variationen" Preußen so treffend beschreibt! Als solcher war Preußen im 18. Jahrhundert sehr modern und in vieler Hinsicht den anderen Staaten dieser Zeit weit voraus.
Verwaltungstechnisch
könnte es heute, wenn man dabei seinen Militarismus ausschließt, sogar als Modell für moderne Staatenbündnisse wie etwa der EU dienen. Das auch, was Preußens Einwanderungspolitik betraf, auf die ich am Ende noch eingehen werde.

Gefecht bei Koßdorf im Siebenjährigen Krieg
Bildquelle: WIKIPEDIA
Dieser Kunststaat mit seinem geschickt konstruierten Verwaltungs-, Regierungs- und Militärsystem ließ sich problemlos für beliebige Stämme und sogar Völker verwenden. So war es dann für Friedrich auch kein Problem das eroberte Schlesien mit seinen Schlesiern schnell und ohne Komplikationen in sein Königreich zu integrieren. Später als Preußen sich unter Friedrich und seinem Nachfolger auch noch Teile Polens einverleibte, wurden diese Polen nicht wie etwa unter dem Nationalstaat Deutsches Reich mit Germanisierungsbestrebungen drangsaliert. Die nun preußischen Polen waren wohl erst einmal unter der neuen Herrschaft glücklicher  als unter dem feudalen Adelsstaat und schwächlichem Königreich Polen zuvor.
Diese Art des "Rationalstaats" befähigte Preußen also nicht nur dazu fremde Länder militärisch zu erobern, sondern auch das eroberte Territorium problemlos in sein Reich zu integrieren. 

Eine Armee besitzt einen Staat

Aber um Territorien zu erobern, brauchte es ja erst einmal eine starke Armee und diese schuff ja bereits Friedrichs Vater der Soldatenkönig, der rein menschlich gesehen recht ungehobelt und zudem ein ziemlicher Tyrann war. 

Die preußische Armee im 2. Schlesischen Krieg
Bildquelle: WIKIPEDIA
Dieses Militär war für das ursprünglich kleine Land absolut überdimensioniert, ja sogar riesig. So soll Mirabeau dazu gesagt haben: "Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt!"
Preußens Armee war dann im Prinzip auch alles, um was sich in diesem Staat zu Friedrichs Zeit und in verhängnisvoller Weise leider auch noch später drehte. Die ganze Effektivität und Modernität der Preußischen Verwaltung und Wirtschaft machte ja erst diese Armee möglich!

Das Einwanderungsland Preußen

Auch die Einwanderungspolitik Preußens ermöglichte erst die Stärke dieser Armee und machte zudem die Aufwärtsentwicklung dieses Staates möglich. 
Preußen war im 18. Jahrhundert ein Rettungshafen für Verfolgte und Erniedrigte, wie Sebastian Haffner in seinen Historischen Variationen schreibt. Nicht nur die französischen Hugenotten fanden dort ohne jegliche Flüchtlingsquoten eine Zuflucht, sondern auch Salzburger Protestanten, Waldenser, Mennoniten, schottische Presbyterianer, Juden und ja, sogar Katholiken. 

Die erste Französische Kirche in Berlin, 1740
Bildquelle: WIKIPEDIA
Wer jetzt sagt, das waren ja fast alle Christen, den halte ich folgenden Spruch Friedrichs entgegen: "Wenn Mohamedaner kommen, dann werden wir ihnen Moscheen bauen".
So durfte in Friedrichs Preußen jeder seine Sprache sprechen, seine Gewohnheiten pflegen und nach "seiner Façon selig werden". Und auch darin liegt der Erfolg Friedrichs Preußen begründet!

Mein Fazit

Wie modern war das! Gerade, wenn ich heute die Vorbehalte der EU-Staaten gegenüber Flüchtlingen betrachte, wo sich die Mitgliedsländer in ihr von Nationalismus und leider auch von Dummheit geprägtes Schneckenhaus verkriechen und dieses Haus mit Mauern und Elektrozäunen verbarrikadieren!

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