Freitag, 11. Dezember 2015

Die Kunst langsam zu laufen

Ja, es stimmt! Nicht jeder kann schnell laufen! Aber auch nicht alle können langsam laufen! Manche Läufer haben sogar richtig Probleme mit einem langsamen Lauftempo. Darunter viele, die meinen sie blamieren sich, wenn sie mal Tempo rausnehmen oder gar von schnellen Walker eingeholt werden. Das kratzt dann so sehr an ihrer Läuferehre und ihrem Ego, dass sie gleich wieder Gas geben müssen. Sie mögen zwar körperlich und mental stark sein und können so einen Marathon in einer beachtlichen Zeit laufen, aber sie knicken kläglich ein, wenn sie mal ein paar Kilometer gemütlich joggen sollen.

Ich glaube, ich lernte das Langsamlaufen erstmals so richtig bei meinen Bergläufen. Dort stellte ich fest, dass ich langsam laufend die meisten Berge besser und mit weniger Anstrengung hoch kam, als wenn ich so einen "Wadenbeißer" hoch ging. Mit der Zeit gewöhnte ich mir  einen ganz speziellen Laufschritt an. Den übertrug ich später speziell bei langen Läufen auch ins Flache. Diese Art der Vorwärtsbewegung erwies sich zumindest für mich als sehr effizient und energiesparend.
Ich (links) laufe während die anderen walken. Spaß haben wir aber alle!
Als ich diesen September nonstop etwa 280 km vom Innspitz bis zur Zugspitze einschließlich aller Pausen und Schlafpausen mit einem gut 10 kg schweren Rucksack in gut 116 Stunden meist im flotten Wandertempo lief, kam mir diese effiziente Fortbewegungsart sehr entgegen, obwohl ich eher wenig trainiert hatte und leider schon seit einiger Zeit auch mit Übergewicht zu kämpfen hatte. Ohne diese in vielen Jahren angewöhnte Technik, hätte ich mit so wenig Trainingsaufwand zuvor, wohl niemals diese gewaltige Strecke geschafft.

Bei meinem Ultralaufschritt lege ich in der Stunde etwa 5 - 7 km zurück, brauche also in der Regel für jeden Kilometer 10 Minuten und mehr. Da können also auch schnelle Wanderer noch ganz gut mithalten. Allerdings werden diese in der Regel nach einigen und spätestens nach vielen Stunden ermüden, was bei mir dann nicht der Fall sein wird.

Neben dem Aspekt der Ausdauer und Effizienz hat diese Art des Laufens weitere Vorteile. So habe ich viel mehr Zeit für Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Ich bekomme also viel mehr von der Umwelt mit als ein am Limit laufender Läufer.  Kurzum es macht Spaß. Natürlich bereitet als Abwechslung zwischendurch auch mal ein schneller Sprint Lauffreude. Wer aus einem langsam Ultraschlappschritt heraus in einen schnellen Sprint übergeht, wird mit Glückshormonen nur so überschüttet!

Der langsam Läufer hat auch ein Auge für schöne Dinge wie diese hier
Da ich unterwegs viele fotografiere, filme und dazu auch oft stehen bleibe, bin ich in der Regel in einem sehr ungleichmäßigen Tempo unterwegs. So was vermeiden ja viele Langstreckenläufer so weit wie möglich, weil sie sonst schnell ermüden. Nicht so mit meiner Lauftechnik!

Wer sich mit Jogging im gemütlichen Tempo schwer tut, der hat in der Regel ein mentales Problem, genauso wie ein Marathonläufer, der immer wieder an den harten Dreißigern also jenseits der 30 km Marke verzweifelt und so sein zeitliches Ziel nicht erreicht. 

Eine gute Übung ist, da zu laufen, wo Nordicwalker oder schnelle Wanderer unterwegs sind. Dabei sollte man so langsam laufen, dass diese einen einholen oder am besten gleich noch  überholen. Wird man dann von dem Walker überholt, lächelt man ihn an und lobt ihm am besten noch, dass er heute so gut drauf ist. So bereitet man gleich noch einem anderen Freude!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen